Ehrenamt: Unterstützung für den Umgang mit Lese- und Schreibschwierigkeiten
Jeder achte Erwachsene hat Probleme mit dem Lesen und Schreiben
Auch in der ehrenamtlichen Arbeit gibt es Situationen, in denen andere Engagierte oder Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Angeboten mal etwas vergessen, einen Hinweis übersehen oder einfach das Interesse an etwas verlieren. Es gibt aber auch eine andere Erklärung für fehlende Unterlagen, übersehene Hinweise und unzureichende Kenntnisse: Mangelnde Lese- und Schreibfertigkeiten. Davon sind in Deutschland ca. 6,2 Millionen Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren betroffen, also jeder achte von ihnen (lt. Leo-Studie 2018).
Es gibt Situationen, in denen diese Schwäche erkennbar werden kann: Der eine Junge aus dem Handballverein vergisst immer wieder, die Erlaubnis für die Mannschaftsfahrten von den Eltern rechtzeitig mitzubringen. Die ältere Dame aus dem Malkurs, die immer pünktlich erscheint, selbst wenn der Unterricht krankheitsbedingt entfällt. Oder der Trainer im Verein, der sehr lange gebraucht hat, um alle notwendigen Unterlagen für die Trainingsvereinbarung vollständig mitzubringen.
Menschen mit Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten lesen sehr langsam, haben Schwierigkeiten mit unbekannten Wörtern, verstehen lange Sätze nicht gut und müssen sich sehr anstrengen, einen ganzen Text zu lesen, wobei das Gelesene oftmals nicht verstanden wird. Gebräuchliche Wörter können sie schreiben, auch einfache Formulare ausfüllen. Aber selbst eine Notiz oder E-Mail zu verfassen, kann eine unüberwindbare Hürde für sie darstellen. Für eine umfassende Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und bestmögliche Information in allen demokratischen Belangen reichen ihre Kenntnisse nicht aus.
Trotzdem gehen knapp zwei Drittel der Betroffenen einer Beschäftigung nach, haben 40 Prozent einen niedrigen Schulabschluss und etwas mehr als die Hälfte sind verheiratet (Leo-Studie 2018). Diese Menschen fallen also nicht unmittelbar auf, da sie sich in vielen biografischen Merkmalen nicht von der Mehrheitsgesellschaft unterscheiden.
Unterstützungsangebote für Menschen mit Problemen beim Lesen und Schreiben
Kennen Sie jemanden mit diesen Schwierigkeiten, der sich ehrenamtlich engagiert oder an einem von Ihnen organisierten Angebot teilnimmt? Wenn Sie wissen möchten, wie Sie betroffene Personen ansprechen können oder welche Unterstützungsangebote es für Menschen mit Problemen beim Lesen und Schreiben gibt, bietet in Sachsen die Koordinierungsstelle Alphabetisierung koalpha persönliche Beratungen zu diesem Thema an.
Darüber hinaus richtet sich das Online-Portal www.vhs-ehrenamtsportal.de des Deutschen Volkshochschul-Verbands (DVV) mit Informationen und Materialien zum Bereich Alphabetisierung und Grundbildung an ehrenamtlich Engagierte. Ehrenamtliche werden dadurch sensibilisiert, geschult und gestärkt, Erwachsene mit Lese- und Schreibschwierigkeiten zu erkennen, geeignet anzusprechen und zu den passenden Anlaufstellen und Bildungsangeboten hinzuführen.
Service:
- Hier finden Sie weitere Informationen und Anlaufstellen: Koalpha Koordinierungsstelle Alphabetisierung oder unter: Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung
- Ab Sommer 2021 bietet das vhs-Ehrenamtsportal bundesweit Schulungen für Ehrenamtliche an, die in das Thema Alphabetisierung und Grundbildung einführen und auf ein Engagement in diesem Einsatzfeld vorbereiten.