Altsein ist kein Abstellgleis! Ehrenamtliches Engagement von Hochaltrigen
21.06.2021
Die Stiftung ProAlter hat eine Publikation mit 18 berührenden Kurzporträts von Menschen 80+ herausgebracht, welche sich ehrenamtlich für andere Menschen einsetzen. Das Memorandum möchte ein chancen- und stärkeorientiertes Bild Hochaltriger fördern und andere Menschen ermutigen, auch im hohen Alter ein aktives Leben zu führen.
Vielfalt des Alters
Wenn wir an Menschen über 80 Jahre denken, assoziieren wir meist Gebrechen und Krankheit, eingeschränkte Mobilität und soziale Isolation mit ihnen. Noch immer liegt der Fokus auf der Fürsorge- und Hilfsbedürftigkeit Hochaltriger. Laut den Empfehlungen der sechsten Altenberichtskommission der Bundesregierung heißt es: "Das Alter verdient eine neue Betrachtung. [...] Eine ausschließliche Deutung des Alters als einen Lebensabschnitt, der einer besonderen Füsorge und eines besonderen Schutzes bedarf, entspricht nicht der Vielfalt des Alters."
Der immer weiter wachsender Anteil der Bevölkerung an über 80-Jährigen - fast 6 Millionen Menschen - unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von denen der Vergangenheit. Die gesellschaftliche Entwicklung mit verbesserten Lebensbedingungen und medizinischem Fortschritt haben dazu geführt, dass immer mehr Menschen ein hohes Lebensalter bei durchaus guter Gesundheit erreichen.
Soziales Engagement hochaltriger Frauen und Männer
Diesem Thema hat sich die Stiftung ProAlter gewidmet und in ihrem Memorandum "Mit über 80 Jahren... - Freiwilliges soziales Engagement hochaltriger Frauen und Männer" 18 Menschen jenseits der Rente porträtiert, die sich ehrenamtlich für andere Menschen einsetzen. Wir lesen von der energischen und nimmermüden Christa, welche sich seit 33 Jahren in einer linksrheinischen Gemeinde für Bedürftige einsetzt und von Mareile - welche auch "Mama Afrika" genannt wird, weil sie sich als Integrations-Lotsin und Übersetzerin für Flüchtlinge engagiert. Sie empfindet das Ehrenamt als Bereicherung: "Ich bin gern mit Menschen zusammen und genieße es, wenn Leute Vertrauen zu mir haben - es kommt so viel Wärme, so viel Liebenswertes zurück." Horst aus Bonn ist Vorsitzender des lokalen Sportvereins und betreut trotz den Todes seiner Frau, die Koordination der Sportanlagen, die Mitgliederbetreuung und die Kontaktpflege mit befreundeten Vereinen. Und dann gibt es noch Helmut, der seit fast 20 Jahren Lesepate in einem Kasselner Kindergarten ist und damit Kinder mit schwierigen Lebenshintergründen unterstützt. Die möglichen Einsatzbereiche für Hochaltrige sind vielfältig und die Porträts der 18 Hochaltrigen absolut lesenwert.
Verbesserung der Lebensqualität durch gesellschaftliche Teilhabe
Zahlreiche Hochaltrige orientieren sich nach ihrem Berufsleben und einer Phase familiärer Verpflichtungen neu und engagieren sich in Vereinigungen, im Bereich des organisierten Ehrenamtes und durch aktive Mitwirkung in lokalen oder regionalen Initiativen. Die Stiftung ProAlter möchte mit der Publikation nicht nur positive Beispiele zeigen und Vorurteile revidieren, sie möchte auch in Frage stellen, ob und in welchem Umfang die Lebenssituation zahlreicher Menschen in einem sehr hohen Lebensalter durch ein höheres Maß an gesellschaftlicher Teilhabe verbessert werden kann. Ziel ist es, ein chancen- und stärkenorientiertes Bild der über 80-Jährigen zu fördern und einem defizitgepräften Bild entgegenzuwirken.
Das letzte Wort überlassen wir heute Ingrid, Jahrgang 1937, die sich für Kinder aus Tschernobyl mit Langzeitsfolgen einsetzt: " Ich werde immer noch gebraucht. Es ist eine große Befriedigung, etwas Sinnvolles für Andere zu tun."
// Auf der Seite des Forum Seniorenarbeit finden Sie eine lesenswerte Einführung in die Publikation sowie das Download, welches alternativ auf der Homepage der Stiftung ProAlter angeboten wird.